Einlaufkinder beim Bundesliga-Spiel des SC Freiburg

20.03.2023

SCF-Fördergruppe des FC 03 Radolfzell zu Gast im Europa-Park-Stadion

Es ist 15.27 Uhr, im Europapark-Stadion werden die SCF-Fanschals wild geschwenkt, die Hymne „SC Freiburg vor“ dröhnt über die Lautsprecher, die 33.000 Zuschauer singen frenetisch mit. Es ist das Zeichen für die Bundesliga-Stars des SC Freiburg und der TSG Hoffenheim, dass es gleich raus geht aufs Feld. Aber es ist auch gleichzeitig das Signal für die 14 Einlaufkids der SCF-Fördergruppe FC 03 Radolfzell: Ihre Idole rücken immer die näher, nur noch wenige Sekunden, dann geht es Hand in Hand raus mit den Profis. „Ich bin schon ein wenig nervös“, sagt Youngster Levin mit einem Lächeln.

Knapp 30 Minuten zuvor durften die Kids schon das Aufwärmen der Stars hautnah miterleben. Am Spielfeldrand, nur wenige Meter entfernt von Vincenzo Grifo, Christian Günter und Co. schauten die Radolfzeller Talente mit großen Augen zu, was die Profis da so treiben. Es wurde genau registriert, was gemacht wird, wie die Muskeln aufgewärmt werden, wie der Puls in Schwung kommt. Denn schließlich will hier jeder selbst mal ein Bundesligakicker werden von den Förderspielern. Da saugt man alles auf, was man mitnehmen kann, auch das Aufwärmprogramm. Doch das Highlight steht den Kids in diesem Moment noch bevor: Das Einlaufen vor dem Spiel. „Ich will mit Grifo aufs Feld“, war der erste Kommentar von Aiden, als rund einem Monat zuvor das Event angekündigt wurde. „Ich laufe auch mit Grifo ein“, rief Matteo hinterher. Und Jascha? „Ich möchte auch mit Grifo rein.“ Die Präferenzen waren klar verteilt, der Ballvirtuose im Freiburger Mittelfeld war klar die Nummer 1 bei den Kids. Aber schlussendlich war allen klar. Egal, mit wem es aufs Feld geht, ob Freiburger, Hoffenheimer oder Schiedsrichtertrio, das Erlebnis wird gigantisch sein, davon werden die Kids noch lange erzählen. So stand für Romy schnell fest: „Ich möchte mit dem Referee einlaufen, dann kann ich auch den Ball mal berühren.“

Und dann wird es „ernst“. Die Ersatzspieler laufen schon mal durch das Spalier der Einlaufkids, es wird munter abgeklatscht, ein paar Blicke werden ausgetauscht, auch die Gäste aus Hoffenheim werden voller Bewunderung mit ins Boot genommen. Instruiert wurden die Kids nämlich auch bis in die Perfektion. Einweiserin Katharina hatte zwei Bitten: „Schneidet keine Grimassen, sondern immer lächeln. Denn die Kameras nehmen alles auf“, sagt die Koordinatorin des SCF. Und: „Ihr dürft dem Spieler an der Hand genau eine Frage stellen. Wenn er nicht antwortet, bitte in Ruhe lassen, denn dann ist er im sogenannten Tunnel. Doch wenn er antwortet, dann könnt ihr ihn vollquatschen, dann ist es okay.“ Gesagt, getan, denn nun beginnt der große Moment: Die Stars kommen anmarschiert! Rechts die Freiburger, links die Hoffenheimer. Was sofort auffällt. Ein Bundesligastar sieht aus der Nähe noch grösser, noch muskulöser, noch athletischer aus. Aber: Berührungsängste kenne weder
die Fußballer noch die Einlaufkinder. „Wo spielst du Fußball“ fragt SCF-Captain Günter „sein“ Kind Aiden. „FC Radolfzell“, sagt dieser stolz! Und ganz vorne bekommt Romy noch letzte Anweisungen von Schiedsrichter Harm Osmers, der extra aus Hannover angereist ist. „Du schnappst dir den Ball. Und immer schon in die Kamera lächeln“, sagt der Referee. Da an solch einem Tag die Kinder das Strahlen eh nicht mehr aus ihrem Gesicht heraus bekommen, ist diese Vorgabe gar kein Problem.

Jetzt geht es endlich los, jetzt geht es rein in den Hexenkessel. Auf dem gerade noch bewässerten Rasen laufen die Radolfzell-Kids Hand in Hand mit ihren Stars ins Stadion. Die Zuschauer jubeln, die Menge johlt. Ein ohrenbetäubender Lärm macht sich breit, doch die Fördergruppen-Kinder haben alles im Griff. Denn die große Befürchtung von Katharina ist immer, „dass jemand stehen bleibt. Zuletzt gegen Augsburg war eine Spielerinn so überwältig von der Kulisse, dass sie nicht mehr laufenwollte. Da hat dann aber ein Augsburg-Spieler toll reagiert und sie ganz einfühlsam an die Hand genommen.“ Doch heute passiert kein Fauxpas. Stolz wie Oskar laufen die Kids auf den Rasen, postieren sich mit den Spielern in der Mitte des Feldes, reihen sich auf, winken ins Publikum, üben schon mal, falls sie später selbst mal in der Bundesliga spielen dürfen.

Ginge es nach den Einlaufkindern, hätte dieser Moment wohl ewig anhalten können. Doch nun ist Fußball angesagt, die Spieler geben ein kurzes Zeichen, die Nachwuchsfußballer sprinten runter vom Rasen. Voller Adrenalin und voller Freude, ein Erlebnis der besonderen Art, das so nicht viele Talente mitmachen dürfen. Rundum glücklich geht es zurück in die Garderobe, erste Highlights werden ausgetauscht, schnell geht es ans Umziehen, denn der Ball rollt schon im Europapark-Stadion, die Partie läuft. Und während noch Stutzen und Hosen in die Wäschekörbe geschmissen werden, erzielt Freiburg in Person von Maximilian Eggenstein den Führungstreffer. Via TV im Medienraum wird der Treffer kurz bewundert, dann geht es selbst wieder zurück ins Stadion, Plätze in der ersten Reihe direkt neben den Fans warten auf die Radolfzeller Talente. Ganz dicht am Spielfeldrand, immer mit den Gesängen der Fans im Nacken, wird mitgefiebert beim Derby. Nur kurz ist das Entsetzen, als Hoffenheim durch Angelo Stiller den Ausgleich schafft. „Auf geht’s Freiburg, schießt ein Tor“, hallt es durchs weite Rund. Doch die Breisgauer tun sich schwer gegen den Abstiegskandidaten, klare Torchancen sind Mangelware. Dann bricht die Schlussphase an, der Optimismus ist groß bei den jungen Wilden auf der Tribüne. Und tatsächlich sollte es noch klappen: Erst kassiert Hoffenheim-Verteidiger Ozan Kabak eine gelb-rote Karte. Und dann schlägt kurz vor Ende Ritsu Doan eiskalt zu: 2:1 für den SCF, der Sieg ist eingetütet, die SCF-Hymne wird voller Inbrunst mitgesungen.

Selfie mit Christian Streich

Für die Radolfzell-Fraktion sollte es das aber noch immer nicht gewesen sein. Denn schließlich wollen alle noch ein Autogramm. Von wem? Egal! Lautstark werden Spieler wie Vincenzo Grifo, Ritsu Doan oder Mark Flekken gerufen, doch die gehen recht fix unter die Dusche zur Erholung. Aber auch Hoffenheim-Angreifer Andrej Kramaric wird zum Autogramme geben aufgefordert. Problem: Der Stürmer kam gar nicht zum Einsatz, so muss er noch minutenlang mit den anderen Ersatzspielern Steigerungsläufe machen. Aber immerhin winkt der kroatische Nationalspieler nach jedem Lauf den Radolfzeller Kids, auch das sorgt schon für strahlende Augen.

Aber dann klappt es tatsächlich: SCF-Coach Christian Streich kommt zum TV-Interview. Und was ruft er noch schnell rüber. „Danach komme ich vorbei.“ Die Nervosität steigt, der Coach kommt gleich, die Eddings werden gezückt. Und was ein Herr Streich sagt, das wird auch gemacht. Der 57-Jährige nimmt sich viel Zeit, schreibt Autogramme, macht Selfies, hat immer ein Lächeln und einen Tipp für die Nachwuchstalente parat. Was für ein Abschluss eines tollen Tages.

„Das war der Hammer, besser geht’s nicht“, ruft Jascha lautstark aus. Und damit spricht er im Namen aller 14 SCF-Fördergruppenspieler vom FC Radolfzell: Es war ein Abenteuer der ganz besonderen Art, von dem die Kids noch sicher lange schwärmen werden. Danke SC Freiburg für dieses grandiose Erlebnis!

(Text: Tobias Erlemann)

neunzehn03 (FC 03 Radolfzell)
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